Ortschronistentagung 2018 NWM in Wismar

Ortschonistentagung 2018 in Wismar
Dirk Schäfer, MFP e.V. (Foto: A. Adam)

23. Fachtagung für Ortschronistinnen und -chronisten im Landkreises Nordwestmecklenburg

Am 10. November 2018 fand die diesjährige Fachtagung für Ortschronist*innen aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg statt. Veranstaltungsort war das im vergangenen Jahr neu eröffnete Stadtgeschichtliche Museum der Hansestadt Wismar „Schabbel“. Das Treffen wurde in gewohnt professioneller Weise durch die Stiftung Mecklenburg (Dr. Florian Ostrop) organisiert und von Dr. Reno Stutz moderiert. In den Eröffnungsreden durch den Wismarer Bürgermeister Herrn Thomas Beyer und den Sachgebietsleiter Kultur und Kreisarchiv NWM Herrn Klaus-Jürgen Ramisch wurde der besondere Stellenwert der ortschronistischen Arbeit im Kreis betont.

Den Beginn der Vorträge gestaltete der MFP e.V. in Person von Dirk Schäfer; „Von der Idee zum Buch – Erfahrungen bei der Erstellung einer Publikation“ lautete sein Thema. Dirk stellte in einem launigen Vortrag seine Erfahrungen beim Schreiben und Herausgeben unserer ersten Sonderpublikation „Die Lembkes – Geschichte einer Mecklenburger Familie“ vor. In den intensiven Gesprächen der anschließenden Pause zeigte sich, wie groß das Interesse der Teilnehmer an diesem Thema ist. An dieser Stelle konnten wir unseren Verein MFP e.V. als interessanten Partner für Publikationen ins Bewusstsein der Teilnehmer rücken.

Mit den beiden dann folgenden Vorträgen wurde dem Wunsch der Teilnehmer*innen nach einem thematischen Schwerpunkt entsprochen. Volker Jacobs aus Neuenhagen im Klützer Winkel berichtete über den „Aufstieg der NSDAP in Mecklenburg vor dem Hintergrund der Agrarkrise (1925 – 1933)“. Dr. Florian Ostrop und Dr. Reno Stutz beleuchteten die “Fremdarbeit und Zwangsarbeit in Mecklenburg (1933 – 1945)“. Beides für Ortschronist*innen recht sperrige Themen aus der NS-Zeit, welche aus vielerlei Gründen bisher oft nicht in den Blick genommen wurden. Herr Jacobs zeigte eindrücklich an gut ausgewählten Quellen, dass die wirtschaftlich vielfach ausweglose Situation der Landbesitzer in den Zeiten der Agrarkrise der 1920-iger Jahre (niedrige globale Verkaufserlöse für landwirtschaftliche Produkte vs. steigende Lohn- und Produktionskosten) den Aufstieg der NSDAP in Mecklenburg stark begünstigte. Herr Dr. Stutz und Herr Dr. Ostrop begannen ihre Ausführungen bei der mittelalterlichen Verfassung Mecklenburgs und der Abschaffung der Leibeigenschaft. Sie zeigten, welche Faktoren den Einsatz auswertiger Arbeitskräfte eigentlich unabdingbar machten: die einsetzende Auswanderung nach Übersee und die zunehmende Landflucht in die sich schnell entwickelnden Städte Rostock, Wismar, Lübeck, Stettin und Hamburg. In den Kriegszeiten wurden die fehlenden Arbeitskräfte durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene unter zum großen Teil unwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen ersetzt. In ihren Ausführungen machten alle Referenten deutlich, wie differenziert die Sichtweise auf diese Zeit sein muss. Die ortschronistische Arbeit zu den Ereignissen im und nach dem Krieg hat bisher kaum begonnen, wäre aber sehr wichtig.

Im Anschluss an die Mittagspause führte uns die Museumsleiterin des „Schabbell“ Frau Schubert mit einer Kollegin durch das Museum. Es beherbergt eine große stadtgeschichtliche Sammlung und wird ständig erweitert. Der letzte Vortrag zum Thema „Akten des Ratsarchivs Wismar – Quelle der Chronistenarbeit“ wurde von Karl-Heinz Steinbruch gehalten. Er beschrieb seine Arbeit bei der Neuorganisation des Archivbestandes in Wismar. Dabei machte er auf wichtige Quellen für die Chronist*innen der umliegenden Gemeinden aufmerksam. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde kleinerer Projekte endete dann die letzte Tagung des Jahres 2018.

Besonders hervorzuheben ist am Ende noch einmal die hervorragende Organisation aller Veranstaltungen der Ortschronist*innen durch die Stiftung Mecklenburg. Auch im nächsten Jahr wollen wir uns als MFP e.V. bei den Veranstaltungen mit unseren Projekten einbringen. Wir freuen uns auf Vorschläge unserer Mitglieder für die Präsentation der Vereinsarbeit im Jahr 2019.

(Text: A.Adam)

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