Frühjahrstagung 2017 des MFP

Punkt 10 Uhr begrüßte der Vorsitzende des MFP, Andreas Parlow, die über 50 in Tellow erschienenen Gäste zu unserer Frühjahrstagung. Es wurden drei interessante Vorträge gehalten. Ein Büchermarkt und die Bibliotheksstunde rundeten die Veranstaltung ab.

Epitaphe als orts- und familienkundliche Quellen in Mecklenburg - das Epitaphien-Projekt des MFP e.V.

Ein Beitrag von André Adam

Herr Voß aus Rostock Wulfshagen hat aus ca. 90 % unserer Kirchen alle Kulturgüter fotografisch erfasst, dazu eine "technische" Beschreibung erstellt und diese der Nordkirche übergeben. Von diesen Kulturgütern interessieren uns die Epitaphe. Herr Voß hat dem MFP seine Unterlagen für eine gemeinsame Publikation zur Verfügung gestellt. Eine Anfrage von unserer Seite an die Nordkirche, ob sie ebenfalls einer Nutzung und Publikation zustimmt, wurde positiv beantwortet.

Nun wollen wir eine Publikation im Format A 5 erarbeiten, in der jeweils auf der linken Seite ein Epitaph abgebildet ist, dazu eine kurze Beschreibung: Wo befindet es sich, welches Material, welche Größe etc., also einfach eine technische Beschreibung. Auf der rechten Seite erfolgt dann die Beschreibung im historischen Kontext wie zum Beispiel: Einiges zum Lebenslauf der Person, zu seiner Familie, wo lebte er, was zeichnete ihn aus, warum in dieser Kirche sein Epitaph, dazu historische Ereignisse in der Zeit und so weiter.... Das alles natürlich mit vielen Quellen. Ein Beispiel (pdf) von D. Schäfer.

A. Adam stellte in seinem Beitrag ein weiteres Epitaph vor, das der wohl ihrerzeit reichsten Frau Deutschlands, der Oelgard von Pentz, gewidmet ist.

Sehr anschaulich zeigte A. Adam, welche Fülle von Informationen aus einem Epitaph abgeleitet werden kann:

  • die zeitliche Einordnung des Epitaphs in die mecklenburgische und deutsche Geschichte
  • Informationen zur Kirche und zum Ort an dem sich das Epitaph befindet
  • die Beschreibung des Gemäldes im Zentrum des Epitaphs, hier: die antike christliche Szene: Christus im Gespräch mit Maria Magdalena (die die Gesichtszüge der Oelgard von Pentz trägt)
  • die christliche Symbolik wie Engelsputten, Blütenornamente, exotische Früchte, Totenschädel
  • und als Hauptpunkt natürlich die Inschrift zur Person
  • weiterhin die Wappen der Pentzschen Familie
  • und natürlich noch weitere Wappenreihen
  • die Genealogie / Nachfahren der Oelgard von Pentz
  • biographische Daten der Oelgard von Pentz
  • Angaben zum Stifter des Epitaphs (siehe unten)

Die Inschrift zum Stifter: Der Hochedel geborene Herr Herr Hans Friedrich von Lehsten fürstlich mecklenburgischer Landrath auf Wardow und Dölitz. Hat der wohlseeligen Frau Witwe Frau Oelgard von Pentz zu Ehren und ewig währenden Gedächtnis in Vormundschaft der hinterlassenen Erben dieses Epitaphium verfertigen und aufrichten lassen. Ao. 1666 d. 10.Mai

Fotos: D. Garling

Andre Adam zeigte deutlich, dass das Beschreiben eines Epitaph keine trockene Angelegenheit ist. Mit dem Epitaph wird die Geschichte lebendig. Mit dem Epitaph als Ausgangspunkt verzweigt man in eine unendliche, spannende Vielfalt.

Noch warten viele Epitaphe auf ihre Beschreibung. Haben Sie Interesse, ein Epitaph "Ihrer" Kirche zu beschreiben? Senden Sie eine Mail an den MFP ...

Gräbersuche online und die Familie von Monroy

K. Richter vom Volksbund, Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern (Foto: D. Garling)

Ein Beitrag von Karsten Richter, Landesgeschäftsführer Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern

In seinem Beitrag verstand es K. Richter sehr gut, Aufgaben und Ziele des Volksbundes im Allgemeinen und ein konkretes Schicksal, das des Karl Axel von Monroy, spannend darzustellen. Der unscheinbare Grabstein enthält die Inschrift: "Dem Gedächtnis unseres lieben Kameraden Karl Axel von Monroy geb. am 17. März 1880 zu Schwerin gefallen am 6. Februar 1915 bei Tracy le Val. Der Mecklenburgische Kriegerverband".

Auf der Website des Volksbundes erfahren wir: "Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, er berät öffentliche und private Stellen, er unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördert die Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten." Für uns Genealogen  ist die Möglichkeit, online nach Opfern der Kriege zu recherchieren, von besonderem Interesse.

Die Funktion von Grüften und Grabmälern für Familien und Dynastien

Ein Beitrag von Dr. Regina Ströbl und Dr. Andreas Ströbl

Und wieder ein sehr spannendes Thema: Was erwartet uns in Gruften? Wie werden Gruften geöffnet, gesichtet, analysiert, ausgewertet, ... und letztendlich wie werden sie wieder würdevoll verlassen.

An mehreren Beispielen schilderten Dr. Regina Ströbl und Dr. Andreas Ströbl von der Forschungsstele Gruft ihre Arbeit. Da waren Mecklenburger Herzöge, Künstler wie Theodor Storm aber auch viele Adelige darunter. Beeindruckend ist auch die Menge an benötigtem interdisziplinärem KnowHow, das hierbei zum Einsatz kommt: Archäologie speziell die Sepulkralarchäologie, Geschichte speziell Kunstgeschichte, Anthropologie, Genealogie und Baustatik. Die Arbeit mit Pinsel, Pinzette und Ministaubsauger erinnert an die Vorgehensweise der Spusi im "Tatort".

Ebenfalls sehr beeindruckend ist die Sorgfalt, die an den Tag gelegt wird, um die Würde der Leichname zu bewahren. Restaurierte Gruften werden nach der Restaurierung in der Regel mit einer geistlichen Prozedur wieder sorgsam verschlossen.

Dr. Andreas Ströbl und Dr. Regina Ströbl beim Fachsimplen mit Herrn Hübener und Frau Viereck (vrnl).
(Foto: D. Garling)

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