Der 69. Deutsche Genealogentag in Dresden

Vom 22. - 25. September fand das nationale genealogische Ereignes des Jahres - der Deutsche Genealogentag - statt. Diesmal zum schon zum 69. Mal. Zur Erinnerung: 1995 fand der erste Genealogentag auf mecklenburgischem Boden (Neubrandenburg) statt und 2003 dann zum zweiten Mal (Schwerin). Und in diesem Jahr trafen sich Hobby- und Berufsgenealogen in Dresden, im dortigen World Trade Center.

Der diesjährige Genealogentag wurde vom kleinen, aber feinen "Dresdner Verein für Genealogie" organisiert. Der Verein hat 60 aktive Mitglieder, Hobby-Forscherinnen und -Forscher aus Dresden und Umgebung. Zum Vereinsleben gehören unter anderem regelmäßige monatliche Treffen und Exkursionen, der Aufbau und die Pflege einer "Schäferkartei" und eine Vortragsreihe mit dem Dresdner Stadtarchiv und der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek.

Für die Teilnehmer wurde ein umfangreiches Tagungsprogramm geboten. Ein spezieller Vortragsstream wurde (kostenfrei) für genealogische Anfänger geboten. Diese Vorträge sind geeignet aus "Interessenten" echte Hobbyforscher zu machen. Vielleicht auch eine Idee für unsere Veranstaltungen. Es wurden u. a. Themen vorgestellt wie:

  • Mein erster Stammbaum
  • Ahnenforschung leicht gemacht - eine Einführung
  • Mit meiner Familiengeschichte beginnen
  • Die Entwicklung und Besonderheiten der deutschen Schreibschrift
  • Von der Idee zum Ortsfamilienbuch, ein Praxisbericht
  • Einführung in die Familiengeschichtsforschung

Das Vortragsprogramm für (zahlende) Teilnehmer fand in drei Sektionen parallel statt. Neben speziellen sächsischen Themen (z. B. "Die sächsischen Archive - Struktur und Aufgaben", "Genealogische Spurensuche auf Dresdner Friedhöfen", ...) wurden internationale Themen (z. B. "Auf der Suche nach Orten in Polen", "Bildung und Bedeutung tschechischer Familiennamen", "Vous parlez le francais? Hinweise für die Ahnensuche in Frankreich", ...) und natürlich auch Themen mit nationaler Bedeutung (z. B. "Wie machen wir die Ahnenforschung jünger", "Der Deutsche Adel: Relikt oder Phänomen?", ...) behandelt.

Begleitend zum Vortragsprogramm fand im Atrium des WTC eine umfangreiche Ausstellung mit 50 Vereinen, Dienstleistern und Verlagen zum Thema Ahnenforschung statt. Sie war über den gesamten Zeitraum des Vortragsprogrammes geöffnet und stand auch kostenfrei und ohne Anmeldung allen Besuchern offen.

Zu den Sponsoren des Genealogentages zählten unter anderem FamilySearch, Ancestry und MyHeritage.

Der Genealogentag war ein echter Höhepunkt. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die Organisatoren vom Dresdner Verein für Genealogie!. Übrigens, wir können uns schon auf den 70. Deutschen Genealogentag freuen. er wird vom 5. - 7. Oktober 2018 in Melle im Osnabrücker Land stattfinden. Organisator wird der Arbeitskreis Familienforschung Osnabrück e. V. sein.

Einige Impressionen vom Genealogentag

Junge Helfer von FamilySearch

Zu den Hauptsponsoren zählte FamilySearch. Das Webportal von FamilySearch ist wohl jedem bekannt. Hier können umfangreiche genealogische Recherchen für jeden kostenlos durchgeführt werden. Besonders wertvoll sind auch zahlreich verfügbare Scans von Originaldokumenten, zum Beispiel die mecklenburgischen Volkszählungen von 1819 und 1867. Der Katalog enthält für Mecklenburg über 100 Einträge. Das Webportal bietet umfangreiche Unterstützung bei Erstellen eines Familienstammbaumes (weitere Informationen auf Englisch).

Auf dem Foto junge Helfer bei FamilySearch ("Zukunft braucht Herkunft").

Beatrix Andersen am Stand von FamilySearch

Diese und viele andere Fakten konnte man am Stand von FamilySearch erfahren. Neben weiteren Mitarbeitern erklärte Beatrix Andersen (Foto) geduldig die vielen Möglichkeiten, die hier kostenlos angeboten werden. Auch eine Mitarbeit an den Projekten der FamilySearch ist möglich. Beispielsweise werden ständig Freiwillige für die Indizierung von gescannten Dokumenten gesucht. Der Betreiber der Website, FamilySearch International, ist eine gemeinnützige Organisation, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angegliedert ist. Und auch über Kirche wurde umfassend informiert.

 

A. Rudhart und S. Heuten von Ancestry

Ein weiteres großes Portal wird von Ancestry angeboten. Auch hier können umfangreiche genealogische Daten gewonnen werden. Für den Zugriff auf die Scans der Originaldokumente ist allerdings ein kostenpflichtiges Abo nötig. Die derzeit 59€ für ein halbes Jahr sind meiner Meinung nach gut angelegt. Man erhält dafür u. a. den Zugriff auf die meisten mecklenburgischen Kirchbücher (und viele andere Unterlagen). Möglich sind oft auch "Schnupperabos", z. B. derzeit 5€ für einen Monat. Natürlich werden viele weitere Hilfen bei der Erstellung des eigenen Stammbaumes angeboten (weitere Informationen auf Englisch)

Auf dem Foto sehen wir Alexandra Rudhart (Pressesprecherin von Ancestry) und Swantje Heuten. Swantje trug in der immer gut besuchten offenen Sektion für Einsteiger vor: "Ahnenforschung leicht gemacht - eine Einführung".

Silvia da Silva von MyHeritage

Das dritte große Webportal zur Ahnenforschung wird von MyHeritage betrieben. Ein großer Schwerpunkt auf dem Stand war die "DNA Genealogie". Silvia da Silva (links im Foto) klärte die Besucher über die Möglichkeiten dieses (nicht mehr so ganz) neuen Zweiges der Genealogie auf. Ein weiterer Stand mit umfangreichen Informationen zur DNA Genealogie wurde von "Living DNA" betrieben. Übrigens in Zusammenarbeit mit dem Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen).

Silvia da Silva trug in der offenen Sektion zum Thema "Die einzigartigen Technologien von MyHeritage" vor (weitere Informationen).

Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch das deutsche Kirchenbuchportal "Archion". Archion war auch mit einem Stand vertreten, der während meiner Anwesenheit jedoch nie besetzt war (weitere Informationen).

Vorstandsmitglieder des CompGen

Auch "der" genealogische Verein in Deutschland, der "Verein für Computer Genealogie" (Compgen, weitere Informationen) war natürlich mit einem Stand vertreten. Auf dem Foto links die 1. Vorsitzende Susanne Nicola, daneben Julia Rörsch und Horst Reinhardt vom Vorstand des CompGen.

Der CompGen unterstützt uns Hobbygenealogen mit vielen Aktionen. Zu den bekanntesten gehört das Geschichtliche Ortsverzeichnis. Foko und Gedbas sind schon älter. Der CompGen bietet eine Heimat für Ortsfamilienbücher (die Heimat der mecklenburger OFBs), betreibt eine Datenbank für Adressbücher und indiziert die Verlustlisten des Ersten Weltkrieges. Und so weiter ... An dieser Stelle sei auch einmal den vielen freiwilligen Helfern gedankt, die all diese Aktionen realisieren!

Hans-Joachim Lünenschloß vom DAGV Vorstand

Die "Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e. V." (DAGV) ist der Dachverband der genealogischen und heraldischen Vereinigungen (weitere Informationen). Am Stand des DAGV konnte ich mit Hans-Joachim Lünenschloß (Foto links), Schriftführer im DAGV Vorstand, sprechen. Ein Thema war natürlich eine mögliche Mitgliedschaft des MFPeV im DAGV.

 

Stark besucht war auch der Stand unserer Freunde der "Brandenburgischen Genealogischen Gesellschaft" (BGG). Auf dem Foto spricht Gerd Christian Treutler, Vorsitzender des Vorstandes, mit einem Interessenten.

 

"Gemeinsam forschen im Norden" - unter diesem Motto stand ein Gemeinschaftsstand von 11 nordischen Vereinen, darunter "Die Maus", die "Genealogische Gesellschaft Hamburg", "Pommerscher Greif", "Schleswig-Holsteinsche Familienforschung". Da unser offizieller Name mit "Verein ..." beginnt, sind wir auf der Tafel der Vereine weit unten platziert :-(

Auf dem Foto Klaus Dieter Kohrt, 1. Vorsitzender des Pommerschen Greif und stellvertretender Vorsitzender der Schleswig-Holsteinschen Familienforschung e. V., der auch unseren Verein hier auf dem Genealogentag vertrat.

Franz Neugebauer von der Sütterlinstube Dresden

 

Da immer vier Vorträge parallel stattfanden, musste der Besucher sorgfältig auswählen. Zu den (zumindest für mich) informativsten Vorträgen des Genealogentages zählte "Die Entwicklung und Besonderheiten der deutschen Schreibschrift". Der Referent, Franz Neugebauer (Foto links), von der Sütterlinstube Dresden, ist auch Schriftleiter der Vereinszeitschrift "Die Deutsche Schrift" des "Bundes für deutsche Schrift und Sprache".

Das Besondere an dem sehr lebendigen Vortrag war die Anzahl dargebotener Details und Hintergrundinformationen. Obwohl ich glaubte, aus der Literatur schon alles zu wissen, konnte ich weiter hinzulernen ... was letztendlich dem Entziffern alter Kirchenbücher zu Gute kommen wird.

 

Podiumsdisskussion auf dem Genealogentag

Mit Spannung habe ich die Podiumsdiskussion "Wie machen wir die Ahnenforschung jünger? - Thesen für ein neues Interesse an unserem Hobby" erwartet. Matthias Daberstiel (Dresdner Verein für Genealogie, im Foto rechts) moderierte und die Experten antworteten. Vlnr nahmen teil: Lars Thiele (Dresdner Verein für Genealogie, Historiker und Archivbegleiter), Alexandra Rudhart (Pressesprecher bei Ancestry), Timo Kracke (CompGen Vorstandsmitglied und Blogger) und Barbara Schmidt (u. a. Mitglied im MFPeV, Bloggerin). Einige interessante Fakten: das durchschnittliche CompGen Mitglied ist 62 Jahre, der durchschnittliche Ancestry Nutzer dagegen 44 Jahre. Während die jüngeren Internetnutzer mit Smartphone und Tablet online gehen sind es bei den älteren mehr Laptops und Desktop PCs. Auch bei den Facebook-Nutzern der Genealogie-relevanten Gruppen ist das Durchschnittsalter geringer als bei den Vereinen. Was können wir anbieten? ... Facebook und Youtube-Beiträge, Vernetzungsmöglichkeiten, Experten mit Fachwissen, Live-Chat, ... Auf Tagungen auch einen Einsteigertrack ... im Berufsleben Stehende haben wenig Zeit: wir müssen schnelle Ergebnisse ermöglichen, die dann auch dazu führen können, dass vom Freizeitfond etwas mehr für unser Hobby abgezwackt wird ... Ahnenforschung klingt altbacken, moderner ist Familienforschung oder Genealogie.

Übrigens, hier ein Blogbeitrag über die Podiumsdiskussion von Barbara Schmidt (Mtglied im MFPeV).

Zum Vortrag "50 Jahre nach der Gründung: die "Deutsche Zentralstelle für Genealogie" heute" fanden sich erstaunlich viele Interessenten ein. Die Referentin, Thekla Kluttig, ist Referatsleiterin des Referates "Deutsche Zentralstelle für Genealogie, Sonderbestände", eines von drei Referaten im Staatsarchiv Leipzig, einer Abteilung des Sächsischen Staatsarchives und außerdem Vorstandsmitglied im CompGen.

Die "Zentralstelle für Genealogie" wurde 1967 in der DDR gegründet. 1995 kam sie dann schon als "Deutsche Zentralstelle für Genealogie" zum Staatsarchiv Leipzig. Durch Personalkürzungen in den vergangenen Jahren bedingt, ist die Möglichkeit zur Unterstützung genealogischer Arbeiten sehr begrenzt. Einen ersten Einstieg in die Schätze der Zentralstelle wird über die Seite "Oft Nachgefragt" ermöglicht.

Auf dem Genealogentag konnte man viele Bekannte vom MFPeV treffen, oben zum Beispiel Andrea Bentschneider, Barbara Schmidt und Karl-Heinz Steinbruch.

 

Disclaimer: Der Abschnitt "Einige Impressionen ..." stellt die Meinung des Autoren dar. Sie muss nicht zwangsläufig mit der des Vereins MFPeV übereinstimmen.

Die Links zu den Webseiten wurden am 24.09.17 abgefragt.

Fotos und Rechte: D. Garling

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