Nachruf für Dr. Ruprecht Ziemssen

Dr. Ruprecht Ziemssen wurde am 9. Oktober 1919 in Berlin geboren. Sein großes Familienbewussstsein und das Interesse an den eigenen Vorfahren wurden bei ihm bereits in der Kindheit geweckt. Durch die vielen Erzählungen seiner Großeltern an den regelmäßig stattfindenden Familiensonntagen blieb die Erinnerung an die Vorfahren wach und lebendig. Später setzte er diese Tradition fort und organisierte selbst regelmäßig kleinere und größere Familientreffen.

Aus diesem Interesse heraus widmete Dr. Ziemssen sich über mehrere Jahrzehnte intensiv der Familienforschung. Unzählige Reisen führten ihn zu familiengeschichtlich interessanten Orten: sei es, um in Archiven und Kirchenbüchern zu recherchieren oder die Orte, Häuser, Wirkungsstätten und Gräber seiner Vorfahren zu besuchen. Dabei war es ihm immer wichtig, die Ahnenliste auch mit Leben zu füllen. So schrieb er zu vielen Vorfahren Ergänzungen, oft mit historischer Einordnung. Es war ihm stets ein Anliegen, auch seinen eigenen Nachkommen die Vorfahren lebendiger und begreifbarer zu machen.

Dr. Ziemssen engagierte sich auch für den Erhalt von Kunstgütern. So initiierte er eine Spendensammlung für die Restaurierung des Epitaphs seines Vorfahrens Johannes Wessel (1568-1617) in der St. Georgskirche zu Wiek auf Rügen oder beteiligte sich maßgeblich an der Finanzierung der Restaurierung eines Gemäldes von Wilhelm Lebrecht Götzinger (1758-1818).

Nach seinem Berufsleben, er war studierter Augenarzt und führte seine Praxis von 1950-1989, intensivierte er seine Forschungen. Seinen ersten Computer erhielt Dr. Ziemssen mit 70 Jahren und bis zuletzt war er immer interessiert an Neuigkeiten rund um den PC und die Genealogie. Noch in seinem letzten Lebensjahr saß er täglich viele Stunden vor dem Bildschirm saß und las die unzähligen Mails aus den genealogischen Mailinglisten oder arbeitete in seinem Genealogieprogramm. Dabei freute er sich immer, wenn er anderen behilflich sein konnte, auf eine gute Spur lenken konnte oder selbst neue Daten bekam, um seine Ahnenliste zu erweitern oder zu ergänzen. Mit Mitte 90 bekam er sein erstes Smartphone - seine Reaktion darauf: „Das habe ich mir immer gewünscht!“. Damit kommunizierte er auch viel, bis sein Augenlicht in der letzten Zeit zu stark nachließ.

Dr. Ziemssen war in mehreren genealogischen Vereinen zum Teil über Jahrzehnte aktiv. So war er seit 1991 Mitglied in der „Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V.“, seit 1996 im „Verein für Computergenealogie“, seit 1997 in der „Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e.V.“, und seit 2004 beim „Pommerscher Greif e.V.“ In der Vereinsarbeit war er stets aktiv und engagiert, sei es in der Bibliotheksbetreuung, durch von ihm gehaltene Vorträge selbst verfasste Publikationen.

Am 23. September 2014 wurde Dr. Ziemssen auch Mitglied im „Verein für Mecklenburgische Familien- und Personengeschichte e.V.“ Dadurch stellte er gleich zwei Rekorde auf, denn er war im Alter von fast 95 Jahren nicht nur unser ältestes Vereinsmitglied, sondern bei seinem Eintritt auch das älteste Neumitglied unseres Vereins!

Nach einem erfüllten Leben verstarb unser ältestes Vereinsmitglied Dr. Ruprecht Ziemssen am 21. Juli 2021 in Dortmund im gesegneten Alter von 101 Jahren. Er hinterließ fünf Kinder, 12 Enkel und 11 Urenkel. Im Sinne seiner Nachkommen wird eine Enkelin die genealogische Arbeit ihres Großvaters fortsetzen.

In Gedanken sind wir bei seinen Angehörigen und sprechen ihnen unser tiefempfundenes Beileid aus. Wir werden Dr. Ruprecht Ziemssen als Vereinsmitglied und einen bis ins hohe Alter aktiven Menschen in würdiger Erinnerung behalten. Seinem Wunsch entsprechend, hat der MFP e.V. eine Spende für die Erhaltung der Domorgel in Fürstenwalde geleistet.

(Text: Dirk Schäfer)

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