Ortschronistentagung 2025 in Parchim

Fachtagung für Ortschronistinnen und -chronisten des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin. (Programm)

Am vergangenen Wochenende fand die Ortschronistentagung für den Landkreis Ludwigslust-Parchim und die Stadt Schwerin in Parchim statt. Die Stiftung Mecklenburg hatte gemeinsam mit Dr. Reno Stutz wieder eine inhaltsreiche Fortbildung für die Ortschronisten organisiert. Über 50 an Geschichte und Forschung interessierte Personen fanden sich nun schon zum zehnten Mal im alten Rathauskeller am Schuhmarkt ein. Darunter auch viele Mitglieder unseres MFP e.V. Einige von ihnen traten zudem auch als Referenten in Erscheinung und erfüllten so unsere gegenseitige Kooperation bei den Veranstaltungen mit Leben. Nach einigen einführenden Worten der Stadtpräsidentin Frau Rohr, eröffneten Dr. Florian Ostrop und Dr. Reno Stutz die Veranstaltung.

Der Vormittag stand im Zeichen des Kriegsendes vor 80 Jahren. Unser Mitglied Dr. Dieter Garling stellte im ersten Vortrag des Tages seine Forschung über das Kriegsende in Lübz vor. Er konnte durch die Recherche in verschiedenen Archiven in Deutschland, Amerika und Russland einen fast minutiösen Ablauf der Geschehnisse am 2. und 3. Mai 1945 rekonstruieren. Eine amerikanische Vorausabteilung war auf dem Weg über die von Flüchtlingen, KZ-Häftlingen und fliehenden deutschen Soldaten verstopften Straßen durch Lübz gekommen. Sie hatten den Auftrag, die sowjetischen Streitkräfte zu finden und den Kontakt herzustellen. Herr Garling hat sogar einen kurzen amerikanischen Film zu den Geschehnissen in Lübz in diesen Tagen gefunden.

Ein spannender Einstieg, der schon zum Thema des zweiten Vortrages hinführte: „Erinnern an die Todesmärsche im Landkreis Ludwigslust-Parchim". Frau Ramona Ramsenthaler berichtete über das Gedenken an die Todesmärsche, das schon direkt in der Nachkriegszeit durch den VVN begannen und auch in der DDR unter dem VDN fortgesetzt wurde. Ausgehend vom Beginn der „Todesmärsche“ im April 1945 aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen, stellte sie die Ereignisse bis zur Befreiung der überlebenden Häftlinge dar. Sie berichtete dann über die verschiedenen Gedenkorte und deren Entwicklung in den letzten 80 Jahren. Sie stellte auch Schulprojekte und ihre Gedanken zur Zukunft dieser Orte vor. Ein sehr bewegender Vortrag.

Der Nachmittag stand im Zeichen der praktischen Ortschronikarbeit. Weitere Mitglieder des MFP e.V. berichteten den Zuhörerinnen und Zuhörern von ihrer Forschungsarbeit und teilten dabei ihre wertvollen Erfahrungen und Kenntnisse. Zunächst stellte Bert Lingnau sein Vorgehen bei Zeitzeugengesprächen für das Stadtarchiv in Grabow vor. Neben vielen methodischen Hinweisen und praktischem Knowhow gab es auch einige bewegende Ausschnitte aus den Gesprächen mit über 90jährigen Grabowern zu hören. Thematisch schlossen sie dabei direkt an den Vormittag an. Es waren bewegende Berichte über die Zeit des Kriegsendes in Grabow. Zeitzeugen sind wichtige Quellen für eine authentische und individuelle Erzählung der Geschichte vor Ort. Es ergibt sich dadurch eine menschliche Dimension in der Geschichte der Fakten. Diese menschliche Dimension kann allerdings auch einer Verfälschung durch spätere Ereignisse oder der Manipulation durch den Befrager unterliegen. Hier ist ein Abgleich mit quellengeschichtlich gesicherten Fakten notwendig. Eine längere Diskussion ergab sich daraus im Anschluss an den Vortrag.

Nach einem Beitrag von Matthias Brandt aus Sülstorf zu den „Aspekten der Archivierung bei der Erstellung einer Ortschronik“ hielt dann unser Mitglied Dr. Geert Ruickoldt seinen uns schon bekannten Vortrag zu „Tipps zum effektiven Lesen alter Quellen“. Der mit großem Sachverstand, basierend auf jahrelanger Erfahrung mit alten Texten, engagiert gehaltene Vortrag begeisterte auch die Ortschronistinnen und -chronisten. Wie schon auf unserer Herbsttagung 2024 in Severin gab es während des Vortrags und auch danach viele Fragen.

Auf Grund der interessanten Vorträge, die nicht immer im Zeitplan blieben, war für die abschließende Runde zum fachlichen Austausch weniger Zeit als eingeplant. Einige Termine wurden bekannt geben, zum Beispiel unsere Herbsttagung am 25.10.2025 in Bad Doberan und die nächste Tagung der Ortschronisten des Landkreises Nordwestmecklenburg in Dassow am 15.11.2025.

Am Ende blieb noch der Stiftung Mecklenburg für ihre fortdauernde Organisation und Durchführung der Fortbildungen Ortschronistinnen und -chronisten zu danken. Ein besonderer Dank ging dabei an Frau Ludwig, die im Hintergrund der Tagung für das leibliche Wohl der Gäste vor Ort gesorgt hat. Unser Dank gilt außerdem allen Mitgliedern, die mit ihrer Teilnahme an der Veranstaltung unseren Verein und dessen vielfältige Arbeit repräsentiert haben.

(Text und Fotos: A. Adam)

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